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Erstellt: | 23.09.2010 |
Aktualisiert: | 23.09.2010 |
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Die Schlagzeile:
06.09.2010 Laufzeitverlängerung: Merkel verteidigt Atom-Kompromiss
Nach den Worten der Kanzlerin kommt das neue Energiekonzept mit längeren Atomlaufzeiten einer Revolution gleich. Es sei ein weitreichendes und umfassendes Konzept für die nächsten Jahrzehnte vereinbart worden, sagte Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin. "Unsere Energieversorgung wird damit die effizienteste und umweltverträglichste weltweit." Soweit die Meldung. [ Quelle]
Man muß kein Anhänger einer grünen Partei sein, um gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken zu sein. Man muß auch nicht studiert haben und braucht kein Wissenschaftler zu sein, um sich gegen die Spaltung von Atomkernen - zu welchem Zweck auch immer - auszusprechen. Es genügt ein gesunder Menschenverstand und vor allem ein Mindestmaß an Verantwortungsbewußtsein für nachkommende Generationen unserer Spezies sowie die aller anderen Lebewesen auf dieser Erde, die wir so gerne, aber fäschlicherweise als die unsere bezeichnen.
Wie konnte man einst überhaupt auf die Idee kommen, Kraftwerke zu bauen, deren Abfall über millionen von Jahren hoch giftig ist und den man niemals beseitigen, sondern höchstens irgendwo unter den Teppich kehren kann. Damals wußte man noch nicht, wo man diesen gefährlichen Müll lagern sollte und man weiß es auch heute noch nicht. Wäre die Halbwertszeit des radioaktiven Giftmülls lediglich zehn, zwanzig, oder meinetwegen auch fünfzig Jahre, dann wäre das ein Zeitraum für den eine Generation die Verantwortung übernehmen und auch tragen könnte. Aber hunderten oder gar tausenden Generationen einen solchen hochgiftigen Dreck nach dem Motto 'nach mir die Sintflut' zu hinterlassen, ist schlichtweg verantwortungslos, weil man diese Verantwortung nämlich überhaupt nicht übernehmen kann. Es geht einfach nicht. Und weil unsere Politiker das natürlich wissen, ist es für sie auch ein Leichtes, sich für die Verlängerung der Laufzeiten auszusprechen. Sollte das Zeug in ein paar hundert oder tausend Jahren tatsächlich Probleme machen, sind diese Politiker längst verschimmelt, verwest oder verbrannt und vergessen. Wozu sich also den Kopf zerbrechen? Wer so denkt, ist ein Verbrecher. Nach derselben Mentalität versucht die Energiewirtschaft ja auch auf einem anderen Gebiet ein Problem zu lösen, nämlich das mit dem CO -2 Ausstoß herkömmlicher Kraftwerke. Da versucht man allen Ernstes das Kohlendioxyd unter die Erdoberfläche zu pumpen und verkauft das dem Bürger so, als wäre das Problem damit aus der Welt. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zur Kernspaltung.
Wie argumentieren unsere Politiker so gerne? Es wäre besser, die Atomenergie würde in deutschen Meilern erzeugt, als wenn sie in unsicheren ausländischen Atomkraftwerken erzeugt und nach Deutschland importiert würde. Was für ein blödes Argument. Erstens müssen wir keine Energie importieren, wenn wir mit der Art ihrer Erzeugung nicht einverstanden sind. Zweitens wird nie ein Staat mit der Kernspaltung aufhören, wenn jeder darauf verweist, daß es die anderen ja auch tun.
Vor allem kann ich das Geschwätz unserer Politiker nicht mehr hören, wonach in Deutschland alles besser und sicherer als überall sonst auf der Welt wäre. Es stimmt einfach nicht. Jedesmal wenn eine Katastrophe im Ausland passiert, sehe ich sofort einen hochrangigen Politiker im Fernsehen, der uns erklärt, daß so etwas bei uns nie hätte passieren können. Es mag ja Leute geben, die das wirklich glauben. In meinen Augen ist das nur dummes Gerede. Bei allem Patriotismus sollten wir endlich aufhören, uns für klüger als den Rest der Menschheit zu halten. Die Deutschen sind genauso dumm, schlampig und nachlässig wie alle anderen Menschen weltweit. Und die beste Technologie schützt uns nicht vor menschlichem Versagen. Vor allem, weil das menschliche Versagen längst unbemerkt in genau jene technische Schutzvorrichtungen eingebaut sein kann, die uns eigentlich vor Unfällen oder Katastrophen schützen sollen. Sogar die Sicherheitstechnik selbst kann die Sicherheit gefährden. Beispielhaft sei hier ein Airbag in einem Auto genannt, der aufgrund einer Fehlfunktion oder aufgrund fehlinterpretierter Sensordaten auslöst und es erst dadurch überhaupt zu einem Unfall kommt. Nicht der schlauste Ingenieuer dieser Welt kann alle Eventualitäten berücksichtigen. Schon gar nicht in dermaßen hochkomplexen Anlagen wie einem Atomkraftwerk. Und wenn doch, käme eine Technologie dabei heraus, die nicht praktikabel und dazu unbezahlbar wäre. Sicher ist also nur, daß nichts sicher ist.
Natürlich muß man Risiken eingehen. Wir benutzen Autos, fahren mit der Bahn oder nehmen das Flugzeug. Auch verbrauchen wir alle Strom und nehmen damit das Risiko in Kauf, daß irgendwo ein Kraftwerk explodiert und Menschen dabei umkommen. Der Unterschied ist, daß das Risiko konventioneller Technologien im alltäglichen Gebrauch überschaubar ist. Ein Unfall mit dem Auto oder der Eisenbahn kostet im schlimmsten Fall einigen hundert Menschen das Leben und wir gehen das Risiko ein, weil der Nutzen für die Allgemeinheit in einem vernünftigen Verhältnis zum Risiko steht. Ein Unfall in einem Atomkraftwerk bedroht hingegen das Leben zigtausender Menschen und macht ganze Landstriche für Mensch und Tier auf sehr, sehr lange Zeit unbewohnbar.
Und selbst wenn es kein zweites Tschernobyl mehr geben sollte, bleibt der Atommüll. Haben uns die Politiker nicht versprochen, der Müll wäre im Salzbergwerk Asse für millionen Jahre sicher aufgehoben? Nun hat es nicht mal ein paar Jahre gedauert und die Fässer rosten schon. Und nun sollen wir ernsthaft glauben, irgendjemand auf dieser Welt könne vorhersagen was in hundert, tausend oder zehntausend Jahren damit passiert?
In der Tat. Nun laufen die Atomkraftwerke schon so lange, daß man sagen könnte, es komme auf die paar Jahre nun auch nicht mehr an. Das mag für den Atommüll sogar zutreffen. Aber was, wenn es genau in dieser Laufzeitverlängerung zur Katastrophe kommt? Einmal davon abgesehen, daß es hier wie mit dem Rauchen ist: Wenn man ernsthaft damit aufhören will, bringt es nichts, wenn man es immer wieder verschiebt. Man muß es bei der erstbesten Gelegenheit in Angriff nehmen! Für den Ausstieg aus der Erzeugung elektrischer Energie durch Kernspaltung wäre die beste Gelegenheit genau jetzt. Und je früher man in erneuerbare oder alternative Energie wie z.B. die Kernfusion investiert, desto besser ist das durch den Wissensvorsprung für unsere Wirtschaft. Vor allem aber für unsere Umwelt und unsere Sicherheit. Schlimm genug, daß die Menschheit in einigen tausend Jahren vielleicht längst nicht mehr existiert aber der hochgiftige Dreck noch da ist, den sie dann künftigen Lebensformen hinterlassen haben wird.