Gender-Mainstreaming:

Unfug, Religion, feministische Sekte

Am 11.07.2015 war Prof.Dr. Ulrich Kutschera zu Gast bei Ingo Kahle zu einem Inter­view zum Thema Gender-Mainstreaming in der Sendung Zwölfzweiundzwanzig . Hier das Gespräch in voller Länge:

 Kahle:   Kindern und Jugend­lichen bringt man heute bei, dass das Geschlecht eines Menschen nichts bio­logisches ist, sondern ledig­lich eine gesell­schaftliche Norm. Anatomie ist ein soziales Konstrukt lautet der Kernsatz der femi­nistischen Theo­retikerin Judith Butler aus den USA. Man nennt dieses Gedanken­gebäude Gender-­Main­streaming. Gender ist im Englischen das soziale Geschlecht, Sex das bio­logische. Recht­lich wird unter Gender-­Main­streaming das Leit­prinzip der Geschlechter­gerechtig­keit ver­standen. Könnte man lange darüber disku­tieren, aber nicht jetzt. Gender-­Main­streaming wurde zunehmend zum Kampf­begriff der so­genan­nten LSBTTIQ-Verbände, die die Akzeptanz von schwul-, lesbisch-, bisexuell-, trans­gender-, trans­sexuell-, inter­sexuell-, queer­geschlecht­lich­keit fordern. Soweit, so ver­ständlich. Aber muss man zur Vermeidung von Diskrimi­nierung dieser geschlecht­lichen Orien­tierungen bio­logische Tatsachen leugnen? Dagegen regt sich intern­ational Widers­tand von Biologen. Einer von ihnen ist heute mein Gast. Geboren 1955, seit 1992 Inhaber des Lehr­stuhls für Evolutions­biologie an der Universi­tät Kassel . Zusätzlich Visiting Professor an der renom­mierten kali­fornischen Uni­versität Stanford . Herzlich Willkommen, Prof. Dr. Ulrich Kutschera!

 Kutschera:  Vielen Dank für die freundliche Einführung!

 Kahle:  Herr Professor Kutschera, bei Adam und Eva kann ich mit Ihnen ja nicht beginnen, für Sie gibt es gar keinen Gott.

 Kutschera:  Ja ich habe mich Jahrzehnte lang inzwischen mit dem Kreationis­mus beschäftigt, was neben­bei bemerkt, auch meine Karriere enorm gefördert hat. Ich hatte z.B. 2006 mal einen Artikel in Nature, der wurde über eine Million mal down­geloadet und solche Dinge. Ich bin also den Kreationisten zu großem Dank ver­pflichtet. Und jetzt muss ich halt leider fest­stellen, dass eine andere quasi-­religiöse Strömung, Sie habens schon erwähnt, unter dem Schlag­wort oder Deckmantel, unter der Tarnkappe des Gender-­Main­treaming Fuß fasst und immer mehr - gleich einem Krebs­geschwür - auch Fach­gebiete erobern möchte. Wir stehen kurz vor einer Genderi­sierung der Biologie...

 Kahle:  Ja jetzt mal langsam, jetzt mal langsam.

 Kutschera:  ...dagegen werden wir uns verwahren.

 Kahle:  Jetzt mal langsam. Jetzt müssen wir erst mal erklären, was Kreationis­mus ist, bitte.

 Kutschera:  Kreationismus ist ein wört­lich ver­standener, auf Realwelt-­Phäno­mene über­tragener, biblischer Schöpfungs­glaube. Kreationisten lehnen die Evolution im Makro­maßstab ab, also die Tatsache, dass Körper­bau­pläne im Laufe vieler Jahr­millionen sich heraus gebildet haben. Kreationisten werden z.B. argu­mentieren Menschen und Schim­pansen sind doch so ver­schieden, die können doch nicht von einem gemein­samen Vor­fahren, der sogar fünf bis sieben Millionen vor unserer Zeit gelebt haben soll, abstammen. Man negiert, leugnet bio­logische Fakten, die aber sehr, sehr gut belegt sind.

 Kahle:  Und warum halten Sie also jetzt den Genderis­mus, für - wie Sie das nennen - für Kreationismus?

 Kutschera:  Ich sehe, bedingt durch meine intensive Beschäftigung mit dem Kreationismus, einfach enorm viele Parallelen. Schauen Sie, ich möchte ein Beispiel nennen: Was heißt denn Gender-­Main­streaming? Der Begriff wurde 1995 auf einer Femi­nistinnen-­ Konferenz über politische Tricksereien gegen massive Widers­tände durch­gesetzt. Es hat mit Gleich­stellung eigent­lich nichts zu tun. Wenn Gender-­Main­streaming bedeuten würde Gleich­berechtigung bräuchten wir nicht dieses Wort. Es ist letzt­lich eine fundamentda­listische, femi­nistische "Mann gleich Frau" Ideo­logie unter Leugnung der Unter­schiede, die die Bio­logie seit 200 Jahren heraus­gearbeitet hat.

 Kahle:  Es gibt nun in Deut­schland 200 Lehr­stühle für die sogenannte Gender-­Forschung. Wie erleben Sie diese denn an den Uni­versitäten?

 Kutschera:  Da muss ich Sie leider korri­gieren, also ich bin Inhaber eines Lehr­stuhls C4-Professor. Heut­zutage gibts nur noch W2, W3-­Stellen. Die meisten Gender-­Professuren sind Gott sei Dank nur nach W2 besoldet, das ist ein besseres Lehrer­gehalt. Das ist ein kleiner Trost. Es ist leider aber jetzt eben so, dass diese Gender-­Main­streaming-­Ideo­logie, also eine quasi-­religiöse Welt­anschauung, die sich gegen die etablierte Evolutions­wissen­schaft wendet, dass die in der Tat Fuß fasst und dass man Projekte bearbeitet, wo man nur den Kopf schütteln kann. Das ist alles lokali­siert in den so­genannten Sozial- oder Geistes­wissen­schaften. Das hat nichts mit Natur­wissen­schaft zu tun. Da gibts eben diesen Kultur­bruch. Natur­wissen­schaftler erforschen reale Dinge, die wirk­lich existieren.

Unsere Theorien basieren auf Fakten, während in der Sozial­kunde eben vor sich hin theoreti­siert wird in aller Regel und Fakten wenig zählen. Denken Sie an den berühmten Herrn Hegel, den berühmten Philosoph, der mal gesagt hat - Schlüssel­zitat - er ist gefragt worden: "Aber ihre Theorien wider­sprechen doch den Beob­achtungen". Da hat er gesagt: "Ja dann sollen eben die Beob­achtungen verändert werden, dass meine Theorien stimmen". Also alles im Sinne von Georg Friedrich Hegel.

 Kahle:  Das ist Dialektik. Das Thema über das wir hier reden spielte im Februar in St. Chaussee, USA bei der Jahres­tagung der renom­mierten, 1848 gegründeten American Assosiation for the Advance­ment of Science eine Rolle. Trauen sich die Biologen also jetzt gegen die Gender-­Macht anzugehen?

 Kutschera:  Es gab im Anschluss an die Kreationismus-­Session eine informelle Diskussion mit Kollegen aus Dänemark, aus Schweden, aus Kalifornien, ich war dabei. Und wir alle kamen eben ganz schnell zum Schluss, dass wenn man diese Dogmen sich anguckt, dass es also deutliche Parallelen zum Kreatio­nismus zeigt. Sie könnens auch mit Wünschel­ruten-­Gehen oder Homöo­pathie homo­logi­sieren, ist alles im Grunde dasselbe. Und irgendwo hats auch wenig Sinn, mit Leuten zu diskutieren, die nicht über die faktische Grund­lage ver­fügen, auf der unsere Theorien aufbauen. Jetzt haben wir aber die Situation, das hat sich alles ver­schärft, dass über politische Maß­nahmen unter dem Deck­mantel Gender-­Main­streaming - für mich das Gleiche wie Intelligent Design und Kreationismus - ein Gegen­begriff, dass man jetzt eben eine Ein­fluss­nahme befürchten müssen, die steht praktisch an, dass uns also die Gender-­Ideologie - ums nochmal klar zu sagen, die These, das bio­logische Geschlecht sei gesell­schaft­lich deter­miniert, im Grunde die These alles was Bio­logen seit 200 Jahren in tausenden von Publi­kationen erarbeitet haben, das ist alles auf die Müllkippe zu ent­sorgen. Das steht uns jetzt bevor und damit muss man sich auseinander setzen. Ich kann Ihnen nur schon sagen wir werden uns das nicht gefallen lassen. Der Kollege Hans-Peter Klein, Universi­tät Frank­furt hat bereits in der FAZ einen sehr sehr guten Artikel publi­ziert, wo drin steht, auf welcher Basis wir argumen­tieren werden.

 Kahle:  Herr Professor Kutschera, Lehr­material der Arbeits­gemein­schaft schwule Lehrer der GEW werden ver­wandt im Unter­richt, im Sexual­kunde­unter­richt und darin heißt es, dass Zwei­geschlecht­lich­keit ledig­lich eine gesell­schaft­liche Norm, nicht aber eine bio­logische Tat­sache ist. Darüber reden wir jetzt. Auf die Norm komme ich auch gleich noch. Aber in ihrem Lehr­buch für Evolutions­bio­logie steht: Die Mehr­zahl aller Tiere ist Ein­geschlecht­lich. Was denn nun?

 Kutschera:  Also, in der Biologie unter­scheiden wir zwischen Gono­choristen und Herma­phroditen. Das sind absolut grund­legende Begriffe. Das A und B der Bio­logie. Was sind Gono­choristen? Gono­choristen sind Tiere und Pflanzen bei denen die Sexual­organe auf einen Körper konzen­triert ist. Das heißt, Menschen und andere Wirbel­tiere sind Gono­choristen. Bei uns gibts männ­liche Tiere die sind defi­niert als Spermien­produ­zenten: Mann gleich Spermien­produ­zent. Und weib­liche Organismen, die sind defi­niert als Eizellen­produ­zenten. Noch ein ganz wichtiger Punkt: Sex bedeutet in der Bio­logie seit 250 Jahren Befruchtung. Wenn also ein Spermium von einem männ­lichen Gono­choristen abgegeben, über eine innere Befruchtung - nur das können wir Land­wirbel­tiere, es gibt keine äußere Befruchtung - innere Befruchtung erfordert Kopulations­organe, wenn also ein Spermium mit einer Eizelle ver­schmilzt und dadurch eine Zygote entsteht: Das ist Sex. Insofern gibt es nur Hetero­sex weil Spermien mit Spermien nicht fusio­nieren, genauso­wenig würden Eizellen mit Eizellen eine Zygote bilden. Also Sex bedeutet biologisch betrachtet Befruchtung. Nichts anderes. Im informellen Bereich bezeichnet man erotische Hand­lungen als Sex, was aber bio­logisch betrachtet Unfug ist.

 Kahle:  Die Gender­lehrenden, um mal in dieser Sprache dann auch zu bleiben, sprechen ja von Hetero­norma­tivität. Ich weiß, dass Sie nicht in dem ent­sprechenden DIN-­Ausschuss sitzen. Wie viel Prozent der Menschen sind Hetero­sexuell?

 Kutschera:  Das Kunst­wort Hetero­norma­tivität das ent­spricht wieder im Kreatio­nismus den erschaffenen Grund­typen, die als Polyvalente Stamm­formen bezeichnet werden. Schauen Sie: Pseudo­wissen­schaften wie Wünschel­ruten­gänger, Homöo­pathen, Genderisten, Kreatio­nisten benutzen einen gemein­samem Trick. Das sieht nämlich so aus: Man prägt Kunst­worte, die auf den Laien den Ein­druck erwecken, man würde Wissen­schaft betreiben. Und das Wort Hetero­normativi­tät inter­pretiere ich jetzt wie folgt: Wir wissen also 95% aller Menschen, global, Welt­weit durch alle Kulturen sind Hetero­normal. Das heißt Männer empfinden eine Zuneigung zu Frauen und umgedreht. Und diese Hetero­normalen, das wird jetzt umgemünzt in Hetero­normativi­tät, das wird zu einer Norm erhoben. Zu einem Gesetz erhoben. Es ist aber die Grund­lage für unsere Existenz. Wären unsere Eltern nicht hetero­normal gewesen und hätte es nicht eine Fusion eines Spermiums vom Vater mit der Eizelle der Mutter zu einer Zygote gegeben, wären wir nicht hier. Die sexuelle zwei­geschlecht­liche Fort­pflanzung zwischen Spermien­produ­zenten, gleich Männer, Eizellen­produ­zenten - Frauen ist die Grund­lage, dass wir über­haupt da sind, darüber diskutieren. Das muss klar sein. Und von den 95% Hetero­normalen müssen Sie, können Sie wieder 15% abziehen. Das sind Männer und Frauen, die sind bio­logisch bedingt steril. Z.B. Eileiter verklebt. Z.B. Spermien­miß­bildung bedingt durch Mutation. So dass also etwa 80% der Popu­lation hetero­normal sind und sich zwei­geschlecht­lich fort­pflanzen und des­halb bleibt eben die Mensch­heit erhalten. Das ist die Grund­lage unseres Daseins.

 Kahle:  Nun ist das in der Schule dann folgender­maßen: Die Lernenden sollen sich mit diesem Satz aus­einander­setzen, ich zitiere: "Da die Mehr­heit hetero­sexuell ist, betrachtet die Mehr­heit das als Normal, obwohl das gar nicht so ist. Das nennt man Hetero­norma­tivität". Also - mit anderen Worten: Jede Form von Sexu­alität soll normal sein. Ja warum eigentlich auch nicht?

 Kutschera:  Nun muss ich wieder korri­gieren. Es gibt nur eine Form von Sexu­alität. Das ist Fusion Spermium mit Eizelle gleich Zygote. Alles andere sind erotische Hand­lungen ohne Sex. Das sind asexuelle erotische Akte. Hat mit Sex nichts zu tun. Wir Bio­logen benutzen den Begriff seit über 200 Jahren und bestehen auch drauf, dass er nicht um­definiert wird. Schauen Sie, wir sind erstens Land­wirbel­tiere. Wir leben nicht im Wasser. Verstehen nicht nur die Gender­isten. Wir sind zweitens Gono­choristen, das heißt also es gibt Männer und Frauen. Wird auch jeder ver­stehen. Wir haben drittens, um an Land uns fort­zu­pflanzen, Kopulations­organe. Wird auch jeder verstehen. Innere Befruchtung. Und das ist letzt­lich die Grund­lage, warum etwa 80% in der Population so evolutionär gepolt sind, dass sie dafür sorgen werden, dass die Popu­lation erhalten bleibt. Die Tat­sache, dass es 15% hetero­normale Menschen gibt, die steril sind, das würde ich als Design­fehler in der Natur beschreiben, darüber habe ich ein großes Buch publiziert. Die 5% über die wir jetzt sprechen, darunter fallen 1% Menschen, die als Trans­sexuell bezeichnet werden. Dieser Begriff wurde vor zehn Jahren offiziell aus dem wissen­schaftlichen Vokabular gestrichen. Wir sprechen von DSD-Personen. Dahinter steckt das Wort Disorders in Sex-­Developement. Das sind also Menschen, die kommen auf die Welt mit einer fehl­geleiteten Geschlechts­aus­bildung. Das basiert zum Teil auf Chromo­somen­schäden, das kann auf Mutation beruhen. Diese Menschen sind immer steril, sind also nicht Fort­pflanzungs­fähig und sind nicht ein­deutig männlich oder weib­liche Kopulations­organe gekenn­zeichnet. Die 4% die jetzt übrig bleiben, das sind homo­erotisch veranlagte Männer oder homo­erotisch ver­anlagte Frauen, die per Definitionem natür­lich asexuell sind, weil sie nicht eine Zuneigung zum anderen Geschlecht empfinden und daher kanns auch nicht zu einer Fusion eines Spermiums mit einer Eizelle zu einer Zygote kommen. Niemand würde argu­mentieren, schon gar nicht ein Biologe, dass man also DSD-­kranke Menschen oder eben homo­erotisch ver­anlagte Männer oder Frauen in irgend­einer Form diskrimi­niert. Und wenn Sie's bio­logisch betrachten: Nichts ist perfekt wir haben nirgendwo 100% Gleich­schaltung in der Biologie.

 Kahle:  Wenn Schwule, also Männer sagen, das sei ihr soziales Geschlecht. Und darum geht es ja, das ist ja auch das, was man den Kindern sagt, ähm, sie sollen sich ent­scheiden können. Und manche haben sich dann auch ent­schieden, welches Geschlecht sie jetzt leben wollen. Ist das eigent­lich in der Freiheit des Mannes?

 Kutschera:  Das ist auf Grund­lage der mir vor­liegenden Fach­literatur sachlich komplett falsch. Die Fach­literatur 2015 sagt, dass Männer und da müssen wir unter­scheiden zwischen Männern und Frauen, dass homo­erotisch gepolte Männer mit dieser Veran­lagung auf die Welt kommen. Sie müssen nur die Biografie von Peter Tschaikowsky lesen. Tschaikowsky kam als homo­erotisch gepolter Mann auf die Welt. Er konnte sich nie damit abfinden. Er hat, wie Sie wissen, geheiratet. Dann hat er, wollt er sichs Leben nehmen, weil er eben unfähig war, ein Kind zu er- zu produ­zieren weil er sich zu der Frau, obwohl sie 10 Jahre jünger war und sehr attraktiv war, über­haupt nicht irgend­wie erotisch angezogen gefühlt hat. Und dann hat er sich später mit 53 das Leben genommen. Also Peter Tschaikowsky, ein hoch­intelli­genter Professor und Komponist, hat versucht, sich selbst die homo­erotische Neigung ab­zugewöhnen und es hat nicht funktio­niert. Das heißt: Nach heutigem Kenntnis­stand kommen wir als homo­erotisch oder hetero­erotisch geprägter Mensch auf die Welt. das Ganze hat eine tiefe genetische Ursache. Das ist bei Frauen aber wieder anders.

 Kahle:  Und zwar?

 Kutschera:  Sie können also homo­erotisch ver­anlagte Männer mit ent­sprechend ver­anlagten Frauen, die jeweils etwa 4-5% der Popu­lation aus­machen, über­haupt nicht ver­gleichen, weil die homo­erotische Ver­anlagung bei Frauen so funktio­niert: Frauen, die homo­erotisch ver­anlagt sind, besitzen den­selben Mutter­instinkt wie hetero­erotisch ver­anlagte Geschlechts­genossinnen. Das heißt, sie haben einen ganz starken Wunsch nach einem Kind. Und in der Urzeit, das gabs als Phäno­men gabs schon immer, haben sich in der Tat homo­erotisch ver­anlagte Frauen mit Männern gepaart. Über­haupt keine Frage, haben Kinder gehabt. Es gibt gute, gute Zahlen, die zeigen, dass homo­erotisch ver­anlagte Frauen in der Früh­phase der Ent­wicklung, das ist ein paar hundert Jahre zuvor, bis ein paar tausend Jahre vor Heute, wo es eben Daten, Infor­mationen gibt, dass die gleich viel Kinder haben, die gleiche Darwinsche Fitness haben. Das ist, wird zum Teil inter­pretiert als Schutz­mechanis­mus gegen aggressive Männer. Sie müssen auch eins bedenken, dass Männer die Tendenz haben, schon immer hatten, noch heute haben, irgend­wann mal die Frau mit Kindern zu verlassen. Das ist einfach evolutionär bedingt, das ist natür­lich, natür­lich moralisch ver­werflich keine Frage. Aber es war schon immer so, dass eigent­lich Männer irgend­wann mal Tschüs gesagt haben und da haben sich Frauen zu Gruppen zusammen­geschlossen und gemein­sam Kinder erzogen. Und eins an der Sache ist auch ganz inter­essant: Das homo­erotische Verhalten von Frauen kann in der Tat in gewisser Weise anerzogen werden. Also Frauen können vom Hetero­ver­halten zum Homo­verhalten sich wenden. Das scheint, soweit ich die Fach­literatur über­schaue, bei Männern nirgendwo belegt zu sein. Also Männer kommen entweder als homo- oder hetero­erotisches Wesen auf die Welt, bei Frauen gibts ne gewisse Flexi­bilität, weil die beiden Phänomene nichts miteinander zu tun haben.

 Kahle:  Wenn es nach der Gesell­schaft für Sexual­päda­gogik und dem von der grün-roten Landes­regierung von Baden-­Württemberg mit den sogenannten LSBTTIQ-­Verbänden verein­barten Aktions­plan geht, sollen alle Menschen von der Wiege bis zur Bahre, den gleich fol­genden Satz verneinen. Und übrigens nach dem vom Schwulen- und Lesben­verband zur Ver­fügung gestelltem Unterrichts­material mussten Acht­klässler einer Potsdamer Gesamt­schule den Satz eben auch in einer Haus­arbeit erörtern. Er lautet: "Das bio­logische Geschlecht ist das natür­liche Geschlecht eines Menschen und bei der Mehr­zahl der Menschen stimmen bio­logisches-, psychisches-, und soziales Geschlecht mit­einander überein". Nun unser Service von Inforadio für Schüler­innen und Schüler: Welche Lösung bietet denn der Evolutions­biologe für diese Haus­arbeit an, Herr Professor Kutschera?

 Kutschera:  Ja, der erste Teil des Satzes stimmt. Also wir wissen aus evolutions­bio­logischen Studien, das haben wir schon gesagt...

 Kahle:  Das würde aber schon einen Punkt Abzug geben!

 Kutschera:  Das haben wir alles schon x-mal gesagt, dass 99% aller Babys - gehen Sie in ne Klinik, gehen Sie ins Klinikum Kassel, können Sie alles über­prüfen. 99% kommen auf die Welt als Junge oder als Mädchen. Die Prägung erfolgt bereits im Mutter­leib. Eine Umprägung hetero­erotischer Männer in homo­erotische Männer funktioniert nicht, siehe Tschaikowsky. Also zu der Aufgabe würde ich sagen: Ja, das stimmt, das bio­logische Geschlecht ist das natür­liche Geschlecht des Menschen und es stimmt bei 99% aller Menschen überein. Wunderbar. Da gibts nix dran zu zweifeln. Es gibt 1% DSD-­kranke Personen. Kleinfelder-­Syndrom, Turner-­Syndrom, da sind die X-Chromo­some oder Y-Chromo­some zu viele oder zu wenige. Das gibts, das können sich die Schüler mal angucken, das sind ganz ganz grausame und traurige Fälle.

 Kahle:  Na ja, wenn Sie jetzt aber so ant­worten, dann kriegen Sie womöglich ne Sechs! Also ich meine, dann müssten Sie mal klagen. Weil das ist ja eigent­lich die nicht erwünschte Antwort.

 Kutschera:  Ja auf welcher faktischen Grund­lage möchte denn ein Lehrer eine andere Antwort hören? Wo sind die Fakten? Wo sind die Tat­sachen? Wo sind die Belege?

 Kahle:  Ist ja nicht mein Ding, das zu beantworten.

 Kutschera:  Also ich möcht mal Klar­text reden. Der Kreatio­nismus ist ein wörtlich verstandener, biblischer Schöpfungs­glaube, der sich auf eine Dogmen-­Grund­lage stützt. Unter Ablehnung evolutions­bio­logischer Fakten. Der Genderismus, die Gender-­Ideologie, letzt­endlich das politisch uns auf­gedrückte, so­genannte Gender-­Main­streaming, das heißt, die Frau-gleich-Mann-Ideologie ist genau so ein Glaubens­konstrukt. Man ignoriert die gesamte Biologie, prägt ein Dogma. Das Dogma lautet: Wir kommen geschlechts­neutral auf die Welt und werden hinter­her in Richtung Mann oder Richtung Frau gepolt und wir können dann noch beliebig das Ganze wechseln. Das ist absoluter Unfug, jenseits aller Fakten­grund­lagen und ich möchte gerne von der Gender­fraktion mal hören wo sind die Tat­sachen? Auf was basiert das Ganze? Ich hab mir also die Mühe gemacht, einige ein bisschen seriös klingende deutsche Gender-­Bücher mir durch zu gucken und es ist einfach unmöglich! Schon sprach­lich völlig unmöglich und inhaltlich. Da steckt über­haupt nix dahinter, das ist eine Religion, eine Sekte. Eine femi­nistische Sekte, die uns da ihren Unsinn auf­drückt und alle machen mit. Das ist meine Bewertung.

 Kahle:  Zwölfzweiundzwanzig, zu Gast bei Ingo Kahle. Heute Ulrich Kutschera, Professor für Evolutions­bio­logie an der Uni­versität Kassel und Visiting-­Professor an der kalifornischen Stan­ford-University. Herr Professor Kutschera, ein bisschen Biologie-­Unter­richt bitte. Eines der bio­logischen Grund­prinzipien heißt Sexual­dimor­phismus. Also Dimorphos, das ist im Griechischen zwei­gestaltig und bedeutet wie sich also inner­halb einer Art Männ­chen und Weibchen, abgesehen von den Geschlechts­organen, unter­scheiden. Was bedeutet das jetzt bezogen auf unser Thema?

 Kutschera:  Wir sind vor etwa zwei Millionen Jahren als Gattung Homo aus Urwald­formen hervor­gegangen, die an heutige Schim­pansen erinnern. Wir haben also eine etwa zwei Millionen Jahre lange Evolution, bevor­zugt unter Savannen­ver­hältnissen hinter uns. Wir konnten nur immer wieder in unseren Nach­kommen über­leben, weil es diese Geschlechter­ver­schieden­heit, den Sexual­di­morphismus gibt. Ich hab schon mehr­fach gesagt: An Land in der Savanne kann man sich nur fort­pflanzen, wenn man kopuliert. Wenn man also die Spermien, die der Mann produ­ziert in das Weibchen injiziert. Das nennt man Kopu­lation in der Biologie. Das heißt, es muss eine innere Befruchtung da sein. Die Weib­chen haben die Auf­gabe, also die stellen große, nähr­stoff­reiche Eizellen bereit und produ­zieren wenig Eizellen, sind auch nur ne kurze Zeit wirk­lich frucht­bar. Männer sind viel länger frucht­bar. Die Weibchen haben die Aufgabe letzt­endlich die befruchtete Eizelle zur Ent­wicklung zu bringen, letzt­endlich das Kind zu gebären, letzt­endlich das Kind zu säugen. Die Mutter­milch baut das gesamte Immun­system auf - ein ganz wichtiger Punkt! Und nur durch diese Arbeits­teilung: Auf der einen Seite die testosteron­gesteuerten Männer, die letzt­endlich für die groben Arbeiten zuständig waren, heute sind Männer noch das Urgeschlecht. Auf der anderen Seite die weibliche Linie. Die Frauen, die letzt­endlich dafür gesorgt haben, dass die befruchteten Eizellen, die nach dem Sexakt, das ist näm­lich genau die Befruchtung, ent­standen sind, letzt­lich über­lebt haben. Und hätten sich unsere Eltern nicht fort­gepflanzt, wären wir nicht hier. Und nur der Sexual­dimor­phismus hat dazu geführt, dass wir heute hier sitzen und darüber disku­tieren können, was Gender­isten glauben.

 Kahle:  Weibchen wählen ja Sexual­partner mit besonders aus­geprägten Merk­malen aus. Also der schönste Pfau wird dann natür­lich gewählt. Das solls bei Männern auch geben. In Ihrem Lehrbuch, Herr Professor Kutschera, schreiben Sie, erst in den letzten Jahren sei die Gute-­Gene-­Hyothese auf­gehellt worden. Was bedeutet sie?

 Kutschera:  Jetzt müssen wir zu Charles Darwin zurück­gehen, der ist ja praktisch der Teufel im Welt­bild der Genderisten sowie der Kreationisten. Also beide Glaubens­richtungen lehnen Evo­lution im Darwinschen Sinne ab. Charles Darwin hat das Prinzip der geschlecht­lichen Zucht­wahl oder sexuellen Selektion, das heißt, die Damen­wahl im Tier­reich, letztlich über­nommen von Erasmus Darwin. Das stammt eigent­lich von seinem Groß­vater. Und Darwin hat sich natür­lich gefragt: Warum wählen Weib­chen aus, während die Männer um Weib­chen sich eben bemühen? Das hat er so so um­fassend belegt, auch aus anthro­polo­gischen Studien, das da schon vor 150 Jahren kein Zweifel mehr bestanden hat. Und Darwin hat da ne völlig fehl­geleitete, völlig ihm nicht adäquate Antwort geliefert. Die lautet nämlich er hat vermutet, dass es einen Schönheits­sinn der Weib­chen gibt. Es war Alfred Russel Wallace, der Mann im Schatten von Charles Darwin, der als erster erkannt hat, dass Weibchen letzt­endlich über die Signale der Männ­chen die genetische Qualität ab­schätzen. Das können Sie wunder­bar bei Amseln beob­achten. Die kennt jeder Mensch. Schauen Sie - Amseln, die einen dunkel­roten Schnabel haben, sind die Super-­Playboys. Die begatten die meisten Weib­chen weil die Weib­chen intuitiv wissen - in Anführungs­strichen intuitiv wissen - dass ein tief­roter Schnabel ein starkes Immun­system signali­siert. Und in der Tat ist die Überlebens­rate jener Kinder, die der dunkel­schnäbige Amsel­mann gezeugt hat, wesent­lich höher. Und diese Gute-­Gene-­Hyoptehse konnte über - sag ich jetzt mal - sehr sehr sehr auf­wändige, Jahr­zehnte lange Studien mit einer ein­deutigen Signifi­kanz bei der Mehr­zahl der Tiere positiv belegt werden. Sprich: Weib­chen suchen sich Kopulations­partner aus, die letzt­end­lich die Über­lebens­chance des Nach­wuchses opti­mieren. Das gilt im Tier­reich, das gilt absolut auch für Menschen. Da gibts so viele Studien, dass wir darüber eigent­lich gar nicht mehr disku­tieren brauchen.

 Kahle:  Nun ist es in der Gender-­Auf­fassung ja sogar so, dass man versucht, Geschlechts­unter­schiede als vermeintlich zu bezeichnen, die aber ja doch, so weiß mans jeden­falls aus der Alterungs­forschung, sehr ein­deutig sind: Nämlich die Hormone. Wie ist das mit dem Testos­teron?

 Kutschera:  Also das Testos­teron ist ein Steroid­hormon und ich selbst erforsche an der Stanford University Steroid­hormone bei Pflanzen, bin also da ein Insider. Aller­dings auf der grünen... - also meine Publi­kationen sind grün. Es sieht so aus, dass also schon viele Wochen vor unserer Geburt der Testos­teron­pegel, den man relativ leicht messen kann, im Jungen mindes­tens doppelt so hoch ist, wie im Mäd­chen. Das Testos­teron spielt also eine ent­scheidend wichtige Rolle für die Geschlechts­aus­bildung. Hoden reifen unter dem Ein­fluss von Testos­teron heran. Bei jugend­lichen und erwachsenen durch­schnitt­lichen Männern - ich sprech immer vom Durch­schnitt, nicht von den Extremen, also der durch­schnitt­liche Mann ist ein Meter achtzig groß. Über der sprech ich jetzt. Nicht über den zwei Meter dreißig großen, oder Meter zwanzig großen. Beim Durch­schnitts­mann ist der Testos­teron­level zehn- bis zwanzig­fach höher als bei der Durch­schnitts­frau und das hat gravierendste Konse­quenzen für unser gesamtes zwischen­menschliches Leben.

 Kahle:  Ja da ver­weise ich auf den Bio­logen Björn Schuhmacher, der in seinem Buch "Die Geheim­nisse des mensch­lichen Alterns" darauf hinweist, dass das Testos­teron mit dafür verant­wort­lich ist, dass Männer fünf Jahre kürzer leben. Interessant übrigens in dem Buch auch eine Studie, dass Frauen an den frucht­baren Tagen starke Männer bevor­zugen. Also wenn sie nicht die Pille nehmen. Sonst aber eben weiche. Und mit Pille nehmen sie dann eben eher die weicheren Männer. Das heißt also, die Evo­lution funktio­niert unbewusst noch immer.

 Kutschera:  Ja selbst­ver­ständ­lich! Kreationisten und Gender-­Ideo­logen versuchen das Mensch-­Sein zu erklären oder zumindest Aspekte des Mensch-­Seins zu erklären, indem sie zwei Millionen Jahre Hominiden-­Evolution abschneiden. Ja wir sind quasi erschaffene Unisex-­Wesen, beziehungs­weise von Gott er­schaffene Adam und Eva Ab­bildungen. Das geht nicht, ja? Unser gesamter Körper ist quasi das Produkt einer Jahr­millionen langen Hominiden-­Evolution. Wir sind adaptiert an ein Über­leben in der Savanne. Hätten Weibchen nicht über die sexu­elle Selektion oder geschlecht­liche Zucht­wahl immer wieder mutige - das ist ganz wichtig: Mutige, kräftige, intelli­gente Männer als Paarungs­partner intuitiv aus­gesucht, hätten wir uns doch gar nicht in diese Richtung weiter ent­wickelt. Die sexuelle Selektion ist grad bei Art­bildungs­prozessen bei vielen Tieren ganz ent­scheidend wichtig und es ist ein riesiges Glück, dass natür­lich gebliebene, normal gebliebene Frauen noch immer das evolutionäre Erbe in sich tragen und sich in der Regel, sage ich jetzt mal, den Alpha-­Männchen zu­wenden. Wir wissen alle, dass natür­lich es in der Natur des Menschen eine enorme Fort­pflanzungs­hierarchie gibt. Das heißt, in natür­lichen Menschen­populationen haben sie zehn Männer. Der Rudel­führer hat zwanzig Kinder, die zwei Stell­ver­treter haben drei Kinder und die anderen gehen leer aus. Wie im Wolfsrudel. Weil sich Frauen eben an diesen Signalen orien­tieren, das ist heute noch genauso aus­geprägt wie früher. Das kann man den Frauen und sollte man den Frauen auch nicht aberziehen, wobei selbst­ver­ständlich gesell­schaftliche Faktoren prägend einwirken. Das würde ich als Wissen­schaftler niemals leugnen!

 Kahle:  Na ja, aber kommen wir mal zur Partner­wahl. Das ist ja außerhalb der Biologie ganz inter­essant. Die Psycho­login Maja Storch schreibt in ihrem Buch "Die Sehn­sucht der starken Frau nach dem starken Mann" - eines der besten Bücher, was ich je über Beziehungen gelesen habe - Zitat: "Kein Kitsch­roman hat genug Worte, um die Gefühle zu beschreiben, die die starke Frau, welche einem starken Mann begegnet ist, voll ent­setzen und befremden in sich feststellt". Und über die beiden Männer­typen "Wolf" und "Rosenschenker" schreibt Maja Storch: Wir haben aus dem wilden Wolf einen Schoß­hund gemacht und der Schoß­hund war uns lästig". Wie ist das denn bei der Partner­wahl selbst bei der beamteten Frau Professor?

 Kutschera:  Da muss ich wieder halt aus meinem Fundus schöpfen. Es gibt also - ich weiß nicht wie viel - Studien, fünfzig Studien, hundert Studien, inter­kulturell, die zeigen, dass Männer, also unabhängig ob sie jetzt in Arabien leben oder in Israel, in Deutsch­land oder Russ­land, dass Männer über alle Kulturen hinweg deutlich jüngere, attraktive, fertile, nicht besonders wort­gewandte Frauen bevor­zugen. Männer sind quasi die Urviecher in uns. Die Affen in uns sind wir Männer. Männer wollen einfach ne nette Frau, die - mit der man nicht groß rum­disku­tieren muss. Jung, attraktiv, gut kochen muss sie können, Kinder groß ziehen und das geht durch alle Kulturen. Da kann ich Ihnen die Literatur zeigen. Das ist er­schlagend, ich bin selber schockiert, wenn ich das immer wieder les.

 Kahle:  Ja man muss das ja anders leben dürfen, nicht wahr?

 Kutschera:  Frauen suchen hin­gegen, das werden Sie auch als Provo­kation empfinden, das ist aber so, da kann ich Ihnen auch einen Stapel Literatur hin­legen, [Unverständlich], alles auf eng­lisch: Frauen suchen ganz klar einen Ver­sorger. Ich red' von der Durch­schnitts­frau, die einen durch­schnitt­lichen Testos­teron­spiegel hat. Es gibt Spitzen­sportler­innen, die haben Testos­teron­pegel, natür­liche Testos­teron­pegel, die sind so hoch wie jene, weicher Männer. Also ich sprech immer vom Mittel­maß einer Population, nie vom Extrem. Das sind harte Fakten. Literatur können Sie anfordern bei mir.

 Kahle:  Ok, mach ich. Aber, noch­mal wie ist das denn mit der Partner­wahl so an den Universi­täten?

 Kutschera:  Ja da haben wir natür­lich eine ganz, ganz - sag ich mal - schwierige Situation inzwischen. In der Biologie aber auch in anderen Bereichen gibts immer wieder Doktoren der Natur­wissen­schaften, zum Teil haben sie sogar den Titel APL-­Professor, also ein Ehren­titel ohne dass man irgend­welches Geld dafür bekommt. Diese Herren werden aufgrund harter Quoten­regelungen immer wieder aus dem System raus­gekickt, sind irgend­wann mal arbeits­los. Sie haben zwar das Wissen, aber eben nicht die finanz­iellen Ressourcen. Und jetzt kommt das sogenannte Hyper­gamie­gebot ins Spiel. Ich weiß nicht, ob Sie das schon mal gehört haben?

 Kahle:  Nö.

 Kutschera:  Psychologen wissen seit langem, dass Männer bereit sind, wenn sie finanzielle Ressourcen haben, sagen wir mal ein Chefarzt, sagen wir mal ein Professor, von mir aus ein Geschäfts­führer. Der sagt sich "Ich hab doch selber mein Geld, ich nehm mir ne arme Frau, wenn sie jung ist, attraktiv ist und meine Kinder groß zieht". Männer haben da kein Problem damit. Jetzt haben wir aber das Hypergamie-­Problem: Hoch­quali­fizierte Frauen sind nicht bereit dazu, jetzt einen unter­privilegierten Mann zu heiraten. Sie sind oft sogar nicht mal dazu bereit, den Mann zu akzep­tieren, als Vater ihrer potenziellen Kinder, der wegen der Quote raus­gefallen ist. Und das heißt: Frauen suchen immer Männer, die gleich oder höher Quali­fiziert sind. Nur das Problem ist, wenn jetzt eben die hoch­dotierten Stellen von Quoten­frauen belegt sind, dann fehlen diese noch höher quali­fizierten Männer. Und deshalb haben wir dieses Hyper­gamie-­Paradoxon, das heißt, die hoch­quali­fizierten Möchte­gern-Alpha­weibchen sterben alle Kinder­los aus. Finden keinen Paarungs­partner. Also ich rede jetzt bewusst vom Paarungs­partner. Vom Lebens­partner will ich gar nicht sprechen. Mit dem würden sie sich eh nicht zufrieden geben. Das heißt also, die Kehr­seite der Medaille ist, wir haben immer mehr Männer, die nicht gut genug sind für hoch­quali­fizierte Frauen und das ist natür­lich ein Grund, warum studierte Menschen so eine beschämend geringe Darwinsche Fitness haben. Und das Geburten­problem, was wir...

 Kahle:  Darwinsche Fitness ist das, ist die Rate wie sie sich fort­pflanzen?

 Kutschera:  ...seperat disku­tieren müssten. Darwinsche Fit­ness ist die Zahl der Nach­kommen. Die Darwinsche Fitness ist also bei hoch­quali­fizierten Frauen erschreckend niedrig und eben bei Männern, die aus dem System raus­fallen, auch. Akademisch gebildete Männer, die nicht Fuß fassen können und entsprechende Posi­tionen halten, die sterben auch Kinder­los weg. Also das sind Problem über die sich die Politiker mal Gedanken machen müssten, aber das ist ja zu viel Biologie.

 Kahle:  Herr Professor Kutschera, die Forderung der LSBTTIQ-­Verbände gehen ja weiter. Nämlich: Nach Legali­sierung von Leih­mutter­schaft, wogegen die Grünen doch eigent­lich sind, inklusive dem Recht für Lesben auf Spermien­spenden auf Kranken­kassen-­Kosten. Evolutions­bio­logisch haben Sie dazu eine - wie ich weiß - sehr klare Haltung und ich möchte, dass Sie die hier auch äußern dürfen.

 Kutschera:  Ja ich hab im human­istischen Presse­dienst vor einigen Monaten einen Artikel publi­ziert, der heißt "Leih­mutter­schaft: Frauen­feind­liche Menschen­zucht". In­zwischen muss ich sagen, dass das was ich in dem Artikel geschrieben habe, der hat mir sehr viel Ärger ein­gebracht, das war eigent­lich noch viel zu harm­los! Viel zu harmlos! Schauen Sie, ein paar Fakten aus der Bio­logie: Nach deutschem Gesetz gilt die Frau als Mutter und bekommt nen Mutter­pass, die ein Kind geboren hat. Wenn wir also eine Leih­mutter haben, also eine angemietete Lege­henne, die der Art Homo Sapiens angehört, die ihren Körper vermietet, das würde ich als Prosti­tution bezeichnen, dann haben wir die Situation, dass die als Mutter gilt. Nach deutschem Gesetz. Die genetische Mutter, die eigent­liche bio­logische Mutter ist die Eizell­spenderin, die ist anonym. Der Spermien­spender ist der biologische Vater. Da werden also Kinder generiert, die niemals er­fahren werden, wer der bio­logische Vater oder die Mutter war. Hinzu kommt, dass der Fötus schon sehr früh die Stimme der Mutter hört. So dass Kinder absolut fixiert sind auf die Stimme der Mutter. Hinzu kommt, dass wir seit wenigen Jahren wissen, dass die Mutter­milch nicht nur Nähr­stoffe liefert, sondern das gesamte Immun­system stärkt und aufbaut. Da werden also Kinder künst­lich erzeugt, die der Mutter ent­rissen werden, die nie wissen werden, woher sie ab­stammen, die keine Mutter­milch ab­bekommen, die vor allem die Prägung an die Stimme der Mutter praktisch weg­genommen bekommen. Das ist für mich eine eklatante Menschen­rechts­verletzung, ver­gleich­bar mit der Massen­haltung von Hühnern im Stall, aber gut das ist ja auch alles erlaubt in Deutschland.

 Kahle:  Man kann dieser Auf­fassung sein. Man kann auf Zahlen schauen. Es werden jähr­lich welt­weit etwa 130 Millionen Kinder geboren. Ne viertel Million oder 1,9% davon sind durch medi­zinisch assistierte Empfängnis ent­standen. In Dänemark ist es ein bisschen mehr, da sind es 8%. Und ganz grob geschätzt wachsen in Deutschland etwa 20.000 Kinder bei zwei Müttern oder zwei Vätern auf. Ich empfehle dazu das Buch von Andreas Bernard, einem Kultur­wissen­schaftler mit dem Titel "Kinder machen - über die Kultur­geschichte der modernen Reproduktions­medizin". Herr Professor Kutschera, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch.

 Kutschera:  Vielen Dank!

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