Gender-Mainstreaming: Unfug, Religion, feministische SekteAm 11.07.2015 war Prof.Dr. Ulrich Kutschera zu Gast bei Ingo Kahle zu einem Interview zum Thema Gender-Mainstreaming in der Sendung Zwölfzweiundzwanzig. Hier das Gespräch in voller Länge: Kahle: Kindern und Jugendlichen bringt man heute bei, dass das Geschlecht eines Menschen nichts biologisches ist, sondern lediglich eine gesellschaftliche Norm. Anatomie ist ein soziales Konstrukt lautet der Kernsatz der feministischen Theoretikerin Judith Butler aus den USA. Man nennt dieses Gedankengebäude Gender-Mainstreaming. Gender ist im Englischen das soziale Geschlecht, Sex das biologische. Rechtlich wird unter Gender-Mainstreaming das Leitprinzip der Geschlechtergerechtigkeit verstanden. Könnte man lange darüber diskutieren, aber nicht jetzt. Gender-Mainstreaming wurde zunehmend zum Kampfbegriff der sogenannten LSBTTIQ-Verbände, die die Akzeptanz von schwul-, lesbisch-, bisexuell-, transgender-, transsexuell-, intersexuell-, queergeschlechtlichkeit fordern. Soweit, so verständlich. Aber muss man zur Vermeidung von Diskriminierung dieser geschlechtlichen Orientierungen biologische Tatsachen leugnen? Dagegen regt sich international Widerstand von Biologen. Einer von ihnen ist heute mein Gast. Geboren 1955, seit 1992 Inhaber des Lehrstuhls für Evolutionsbiologie an der Universität Kassel. Zusätzlich Visiting Professor an der renommierten kalifornischen Universität Stanford. Herzlich Willkommen, Prof. Dr. Ulrich Kutschera! Kutschera: Vielen Dank für die freundliche Einführung! Kahle: Herr Professor Kutschera, bei Adam und Eva kann ich mit Ihnen ja nicht beginnen, für Sie gibt es gar keinen Gott. Kutschera: Ja ich habe mich Jahrzehnte lang inzwischen mit dem Kreationismus beschäftigt, was nebenbei bemerkt, auch meine Karriere enorm gefördert hat. Ich hatte z.B. 2006 mal einen Artikel in Nature, der wurde über eine Million mal downgeloadet und solche Dinge. Ich bin also den Kreationisten zu großem Dank verpflichtet. Und jetzt muss ich halt leider feststellen, dass eine andere quasi-religiöse Strömung, Sie habens schon erwähnt, unter dem Schlagwort oder Deckmantel, unter der Tarnkappe des Gender-Maintreaming Fuß fasst und immer mehr - gleich einem Krebsgeschwür - auch Fachgebiete erobern möchte. Wir stehen kurz vor einer Genderisierung der Biologie... Kahle: Ja jetzt mal langsam, jetzt mal langsam. Kutschera: ...dagegen werden wir uns verwahren. Kahle: Jetzt mal langsam. Jetzt müssen wir erst mal erklären, was Kreationismus ist, bitte. Kutschera: Kreationismus ist ein wörtlich verstandener, auf Realwelt-Phänomene übertragener, biblischer Schöpfungsglaube. Kreationisten lehnen die Evolution im Makromaßstab ab, also die Tatsache, dass Körperbaupläne im Laufe vieler Jahrmillionen sich heraus gebildet haben. Kreationisten werden z.B. argumentieren Menschen und Schimpansen sind doch so verschieden, die können doch nicht von einem gemeinsamen Vorfahren, der sogar fünf bis sieben Millionen vor unserer Zeit gelebt haben soll, abstammen. Man negiert, leugnet biologische Fakten, die aber sehr, sehr gut belegt sind. Kahle: Und warum halten Sie also jetzt den Genderismus, für - wie Sie das nennen - für Kreationismus? Kutschera: Ich sehe, bedingt durch meine intensive Beschäftigung mit dem Kreationismus, einfach enorm viele Parallelen. Schauen Sie, ich möchte ein Beispiel nennen: Was heißt denn Gender-Mainstreaming? Der Begriff wurde 1995 auf einer Feministinnen- Konferenz über politische Tricksereien gegen massive Widerstände durchgesetzt. Es hat mit Gleichstellung eigentlich nichts zu tun. Wenn Gender-Mainstreaming bedeuten würde Gleichberechtigung bräuchten wir nicht dieses Wort. Es ist letztlich eine fundamentdalistische, feministische "Mann gleich Frau" Ideologie unter Leugnung der Unterschiede, die die Biologie seit 200 Jahren herausgearbeitet hat. Kahle: Es gibt nun in Deutschland 200 Lehrstühle für die sogenannte Gender-Forschung. Wie erleben Sie diese denn an den Universitäten? Kutschera: Da muss ich Sie leider korrigieren, also ich bin Inhaber eines Lehrstuhls C4-Professor. Heutzutage gibts nur noch W2, W3-Stellen. Die meisten Gender-Professuren sind Gott sei Dank nur nach W2 besoldet, das ist ein besseres Lehrergehalt. Das ist ein kleiner Trost. Es ist leider aber jetzt eben so, dass diese Gender-Mainstreaming-Ideologie, also eine quasi-religiöse Weltanschauung, die sich gegen die etablierte Evolutionswissenschaft wendet, dass die in der Tat Fuß fasst und dass man Projekte bearbeitet, wo man nur den Kopf schütteln kann. Das ist alles lokalisiert in den sogenannten Sozial- oder Geisteswissenschaften. Das hat nichts mit Naturwissenschaft zu tun. Da gibts eben diesen Kulturbruch. Naturwissenschaftler erforschen reale Dinge, die wirklich existieren. Unsere Theorien basieren auf Fakten, während in der Sozialkunde eben vor sich hin theoretisiert wird in aller Regel und Fakten wenig zählen. Denken Sie an den berühmten Herrn Hegel, den berühmten Philosoph, der mal gesagt hat - Schlüsselzitat - er ist gefragt worden: "Aber ihre Theorien widersprechen doch den Beobachtungen". Da hat er gesagt: "Ja dann sollen eben die Beobachtungen verändert werden, dass meine Theorien stimmen". Also alles im Sinne von Georg Friedrich Hegel. Kahle: Das ist Dialektik. Das Thema über das wir hier reden spielte im Februar in St. Chaussee, USA bei der Jahrestagung der renommierten, 1848 gegründeten American Assosiation for the Advancement of Science eine Rolle. Trauen sich die Biologen also jetzt gegen die Gender-Macht anzugehen? Kutschera: Es gab im Anschluss an die Kreationismus-Session eine informelle Diskussion mit Kollegen aus Dänemark, aus Schweden, aus Kalifornien, ich war dabei. Und wir alle kamen eben ganz schnell zum Schluss, dass wenn man diese Dogmen sich anguckt, dass es also deutliche Parallelen zum Kreationismus zeigt. Sie könnens auch mit Wünschelruten-Gehen oder Homöopathie homologisieren, ist alles im Grunde dasselbe. Und irgendwo hats auch wenig Sinn, mit Leuten zu diskutieren, die nicht über die faktische Grundlage verfügen, auf der unsere Theorien aufbauen. Jetzt haben wir aber die Situation, das hat sich alles verschärft, dass über politische Maßnahmen unter dem Deckmantel Gender-Mainstreaming - für mich das Gleiche wie Intelligent Design und Kreationismus - ein Gegenbegriff, dass man jetzt eben eine Einflussnahme befürchten müssen, die steht praktisch an, dass uns also die Gender-Ideologie - ums nochmal klar zu sagen, die These, das biologische Geschlecht sei gesellschaftlich determiniert, im Grunde die These alles was Biologen seit 200 Jahren in tausenden von Publikationen erarbeitet haben, das ist alles auf die Müllkippe zu entsorgen. Das steht uns jetzt bevor und damit muss man sich auseinander setzen. Ich kann Ihnen nur schon sagen wir werden uns das nicht gefallen lassen. Der Kollege Hans-Peter Klein, Universität Frankfurt hat bereits in der FAZ einen sehr sehr guten Artikel publiziert, wo drin steht, auf welcher Basis wir argumentieren werden. Kahle: Herr Professor Kutschera, Lehrmaterial der Arbeitsgemeinschaft schwule Lehrer der GEW werden verwandt im Unterricht, im Sexualkundeunterricht und darin heißt es, dass Zweigeschlechtlichkeit lediglich eine gesellschaftliche Norm, nicht aber eine biologische Tatsache ist. Darüber reden wir jetzt. Auf die Norm komme ich auch gleich noch. Aber in ihrem Lehrbuch für Evolutionsbiologie steht: Die Mehrzahl aller Tiere ist Eingeschlechtlich. Was denn nun? Kutschera: Also, in der Biologie unterscheiden wir zwischen Gonochoristen und Hermaphroditen. Das sind absolut grundlegende Begriffe. Das A und B der Biologie. Was sind Gonochoristen? Gonochoristen sind Tiere und Pflanzen bei denen die Sexualorgane auf einen Körper konzentriert ist. Das heißt, Menschen und andere Wirbeltiere sind Gonochoristen. Bei uns gibts männliche Tiere die sind definiert als Spermienproduzenten: Mann gleich Spermienproduzent. Und weibliche Organismen, die sind definiert als Eizellenproduzenten. Noch ein ganz wichtiger Punkt: Sex bedeutet in der Biologie seit 250 Jahren Befruchtung. Wenn also ein Spermium von einem männlichen Gonochoristen abgegeben, über eine innere Befruchtung - nur das können wir Landwirbeltiere, es gibt keine äußere Befruchtung - innere Befruchtung erfordert Kopulationsorgane, wenn also ein Spermium mit einer Eizelle verschmilzt und dadurch eine Zygote entsteht: Das ist Sex. Insofern gibt es nur Heterosex weil Spermien mit Spermien nicht fusionieren, genausowenig würden Eizellen mit Eizellen eine Zygote bilden. Also Sex bedeutet biologisch betrachtet Befruchtung. Nichts anderes. Im informellen Bereich bezeichnet man erotische Handlungen als Sex, was aber biologisch betrachtet Unfug ist. Kahle: Die Genderlehrenden, um mal in dieser Sprache dann auch zu bleiben, sprechen ja von Heteronormativität. Ich weiß, dass Sie nicht in dem entsprechenden DIN-Ausschuss sitzen. Wie viel Prozent der Menschen sind Heterosexuell? Kutschera: Das Kunstwort Heteronormativität das entspricht wieder im Kreationismus den erschaffenen Grundtypen, die als Polyvalente Stammformen bezeichnet werden. Schauen Sie: Pseudowissenschaften wie Wünschelrutengänger, Homöopathen, Genderisten, Kreationisten benutzen einen gemeinsamem Trick. Das sieht nämlich so aus: Man prägt Kunstworte, die auf den Laien den Eindruck erwecken, man würde Wissenschaft betreiben. Und das Wort Heteronormativität interpretiere ich jetzt wie folgt: Wir wissen also 95% aller Menschen, global, Weltweit durch alle Kulturen sind Heteronormal. Das heißt Männer empfinden eine Zuneigung zu Frauen und umgedreht. Und diese Heteronormalen, das wird jetzt umgemünzt in Heteronormativität, das wird zu einer Norm erhoben. Zu einem Gesetz erhoben. Es ist aber die Grundlage für unsere Existenz. Wären unsere Eltern nicht heteronormal gewesen und hätte es nicht eine Fusion eines Spermiums vom Vater mit der Eizelle der Mutter zu einer Zygote gegeben, wären wir nicht hier. Die sexuelle zweigeschlechtliche Fortpflanzung zwischen Spermienproduzenten, gleich Männer, Eizellenproduzenten - Frauen ist die Grundlage, dass wir überhaupt da sind, darüber diskutieren. Das muss klar sein. Und von den 95% Heteronormalen müssen Sie, können Sie wieder 15% abziehen. Das sind Männer und Frauen, die sind biologisch bedingt steril. Z.B. Eileiter verklebt. Z.B. Spermienmißbildung bedingt durch Mutation. So dass also etwa 80% der Population heteronormal sind und sich zweigeschlechtlich fortpflanzen und deshalb bleibt eben die Menschheit erhalten. Das ist die Grundlage unseres Daseins. Kahle: Nun ist das in der Schule dann folgendermaßen: Die Lernenden sollen sich mit diesem Satz auseinandersetzen, ich zitiere: "Da die Mehrheit heterosexuell ist, betrachtet die Mehrheit das als Normal, obwohl das gar nicht so ist. Das nennt man Heteronormativität". Also - mit anderen Worten: Jede Form von Sexualität soll normal sein. Ja warum eigentlich auch nicht? Kutschera: Nun muss ich wieder korrigieren. Es gibt nur eine Form von Sexualität. Das ist Fusion Spermium mit Eizelle gleich Zygote. Alles andere sind erotische Handlungen ohne Sex. Das sind asexuelle erotische Akte. Hat mit Sex nichts zu tun. Wir Biologen benutzen den Begriff seit über 200 Jahren und bestehen auch drauf, dass er nicht umdefiniert wird. Schauen Sie, wir sind erstens Landwirbeltiere. Wir leben nicht im Wasser. Verstehen nicht nur die Genderisten. Wir sind zweitens Gonochoristen, das heißt also es gibt Männer und Frauen. Wird auch jeder verstehen. Wir haben drittens, um an Land uns fortzupflanzen, Kopulationsorgane. Wird auch jeder verstehen. Innere Befruchtung. Und das ist letztlich die Grundlage, warum etwa 80% in der Population so evolutionär gepolt sind, dass sie dafür sorgen werden, dass die Population erhalten bleibt. Die Tatsache, dass es 15% heteronormale Menschen gibt, die steril sind, das würde ich als Designfehler in der Natur beschreiben, darüber habe ich ein großes Buch publiziert. Die 5% über die wir jetzt sprechen, darunter fallen 1% Menschen, die als Transsexuell bezeichnet werden. Dieser Begriff wurde vor zehn Jahren offiziell aus dem wissenschaftlichen Vokabular gestrichen. Wir sprechen von DSD-Personen. Dahinter steckt das Wort Disorders in Sex-Developement. Das sind also Menschen, die kommen auf die Welt mit einer fehlgeleiteten Geschlechtsausbildung. Das basiert zum Teil auf Chromosomenschäden, das kann auf Mutation beruhen. Diese Menschen sind immer steril, sind also nicht Fortpflanzungsfähig und sind nicht eindeutig männlich oder weibliche Kopulationsorgane gekennzeichnet. Die 4% die jetzt übrig bleiben, das sind homoerotisch veranlagte Männer oder homoerotisch veranlagte Frauen, die per Definitionem natürlich asexuell sind, weil sie nicht eine Zuneigung zum anderen Geschlecht empfinden und daher kanns auch nicht zu einer Fusion eines Spermiums mit einer Eizelle zu einer Zygote kommen. Niemand würde argumentieren, schon gar nicht ein Biologe, dass man also DSD-kranke Menschen oder eben homoerotisch veranlagte Männer oder Frauen in irgendeiner Form diskriminiert. Und wenn Sie's biologisch betrachten: Nichts ist perfekt wir haben nirgendwo 100% Gleichschaltung in der Biologie. Kahle: Wenn Schwule, also Männer sagen, das sei ihr soziales Geschlecht. Und darum geht es ja, das ist ja auch das, was man den Kindern sagt, ähm, sie sollen sich entscheiden können. Und manche haben sich dann auch entschieden, welches Geschlecht sie jetzt leben wollen. Ist das eigentlich in der Freiheit des Mannes? Kutschera: Das ist auf Grundlage der mir vorliegenden Fachliteratur sachlich komplett falsch. Die Fachliteratur 2015 sagt, dass Männer und da müssen wir unterscheiden zwischen Männern und Frauen, dass homoerotisch gepolte Männer mit dieser Veranlagung auf die Welt kommen. Sie müssen nur die Biografie von Peter Tschaikowsky lesen. Tschaikowsky kam als homoerotisch gepolter Mann auf die Welt. Er konnte sich nie damit abfinden. Er hat, wie Sie wissen, geheiratet. Dann hat er, wollt er sichs Leben nehmen, weil er eben unfähig war, ein Kind zu er- zu produzieren weil er sich zu der Frau, obwohl sie 10 Jahre jünger war und sehr attraktiv war, überhaupt nicht irgendwie erotisch angezogen gefühlt hat. Und dann hat er sich später mit 53 das Leben genommen. Also Peter Tschaikowsky, ein hochintelligenter Professor und Komponist, hat versucht, sich selbst die homoerotische Neigung abzugewöhnen und es hat nicht funktioniert. Das heißt: Nach heutigem Kenntnisstand kommen wir als homoerotisch oder heteroerotisch geprägter Mensch auf die Welt. das Ganze hat eine tiefe genetische Ursache. Das ist bei Frauen aber wieder anders. Kahle: Und zwar? Kutschera: Sie können also homoerotisch veranlagte Männer mit entsprechend veranlagten Frauen, die jeweils etwa 4-5% der Population ausmachen, überhaupt nicht vergleichen, weil die homoerotische Veranlagung bei Frauen so funktioniert: Frauen, die homoerotisch veranlagt sind, besitzen denselben Mutterinstinkt wie heteroerotisch veranlagte Geschlechtsgenossinnen. Das heißt, sie haben einen ganz starken Wunsch nach einem Kind. Und in der Urzeit, das gabs als Phänomen gabs schon immer, haben sich in der Tat homoerotisch veranlagte Frauen mit Männern gepaart. Überhaupt keine Frage, haben Kinder gehabt. Es gibt gute, gute Zahlen, die zeigen, dass homoerotisch veranlagte Frauen in der Frühphase der Entwicklung, das ist ein paar hundert Jahre zuvor, bis ein paar tausend Jahre vor Heute, wo es eben Daten, Informationen gibt, dass die gleich viel Kinder haben, die gleiche Darwinsche Fitness haben. Das ist, wird zum Teil interpretiert als Schutzmechanismus gegen aggressive Männer. Sie müssen auch eins bedenken, dass Männer die Tendenz haben, schon immer hatten, noch heute haben, irgendwann mal die Frau mit Kindern zu verlassen. Das ist einfach evolutionär bedingt, das ist natürlich, natürlich moralisch verwerflich keine Frage. Aber es war schon immer so, dass eigentlich Männer irgendwann mal Tschüs gesagt haben und da haben sich Frauen zu Gruppen zusammengeschlossen und gemeinsam Kinder erzogen. Und eins an der Sache ist auch ganz interessant: Das homoerotische Verhalten von Frauen kann in der Tat in gewisser Weise anerzogen werden. Also Frauen können vom Heteroverhalten zum Homoverhalten sich wenden. Das scheint, soweit ich die Fachliteratur überschaue, bei Männern nirgendwo belegt zu sein. Also Männer kommen entweder als homo- oder heteroerotisches Wesen auf die Welt, bei Frauen gibts ne gewisse Flexibilität, weil die beiden Phänomene nichts miteinander zu tun haben. Kahle: Wenn es nach der Gesellschaft für Sexualpädagogik und dem von der grün-roten Landesregierung von Baden-Württemberg mit den sogenannten LSBTTIQ-Verbänden vereinbarten Aktionsplan geht, sollen alle Menschen von der Wiege bis zur Bahre, den gleich folgenden Satz verneinen. Und übrigens nach dem vom Schwulen- und Lesbenverband zur Verfügung gestelltem Unterrichtsmaterial mussten Achtklässler einer Potsdamer Gesamtschule den Satz eben auch in einer Hausarbeit erörtern. Er lautet: "Das biologische Geschlecht ist das natürliche Geschlecht eines Menschen und bei der Mehrzahl der Menschen stimmen biologisches-, psychisches-, und soziales Geschlecht miteinander überein". Nun unser Service von Inforadio für Schülerinnen und Schüler: Welche Lösung bietet denn der Evolutionsbiologe für diese Hausarbeit an, Herr Professor Kutschera? Kutschera: Ja, der erste Teil des Satzes stimmt. Also wir wissen aus evolutionsbiologischen Studien, das haben wir schon gesagt... Kahle: Das würde aber schon einen Punkt Abzug geben! Kutschera: Das haben wir alles schon x-mal gesagt, dass 99% aller Babys - gehen Sie in ne Klinik, gehen Sie ins Klinikum Kassel, können Sie alles überprüfen. 99% kommen auf die Welt als Junge oder als Mädchen. Die Prägung erfolgt bereits im Mutterleib. Eine Umprägung heteroerotischer Männer in homoerotische Männer funktioniert nicht, siehe Tschaikowsky. Also zu der Aufgabe würde ich sagen: Ja, das stimmt, das biologische Geschlecht ist das natürliche Geschlecht des Menschen und es stimmt bei 99% aller Menschen überein. Wunderbar. Da gibts nix dran zu zweifeln. Es gibt 1% DSD-kranke Personen. Kleinfelder-Syndrom, Turner-Syndrom, da sind die X-Chromosome oder Y-Chromosome zu viele oder zu wenige. Das gibts, das können sich die Schüler mal angucken, das sind ganz ganz grausame und traurige Fälle. Kahle: Na ja, wenn Sie jetzt aber so antworten, dann kriegen Sie womöglich ne Sechs! Also ich meine, dann müssten Sie mal klagen. Weil das ist ja eigentlich die nicht erwünschte Antwort. Kutschera: Ja auf welcher faktischen Grundlage möchte denn ein Lehrer eine andere Antwort hören? Wo sind die Fakten? Wo sind die Tatsachen? Wo sind die Belege? Kahle: Ist ja nicht mein Ding, das zu beantworten. Kutschera: Also ich möcht mal Klartext reden. Der Kreationismus ist ein wörtlich verstandener, biblischer Schöpfungsglaube, der sich auf eine Dogmen-Grundlage stützt. Unter Ablehnung evolutionsbiologischer Fakten. Der Genderismus, die Gender-Ideologie, letztendlich das politisch uns aufgedrückte, sogenannte Gender-Mainstreaming, das heißt, die Frau-gleich-Mann-Ideologie ist genau so ein Glaubenskonstrukt. Man ignoriert die gesamte Biologie, prägt ein Dogma. Das Dogma lautet: Wir kommen geschlechtsneutral auf die Welt und werden hinterher in Richtung Mann oder Richtung Frau gepolt und wir können dann noch beliebig das Ganze wechseln. Das ist absoluter Unfug, jenseits aller Faktengrundlagen und ich möchte gerne von der Genderfraktion mal hören wo sind die Tatsachen? Auf was basiert das Ganze? Ich hab mir also die Mühe gemacht, einige ein bisschen seriös klingende deutsche Gender-Bücher mir durch zu gucken und es ist einfach unmöglich! Schon sprachlich völlig unmöglich und inhaltlich. Da steckt überhaupt nix dahinter, das ist eine Religion, eine Sekte. Eine feministische Sekte, die uns da ihren Unsinn aufdrückt und alle machen mit. Das ist meine Bewertung. Kahle: Zwölfzweiundzwanzig, zu Gast bei Ingo Kahle. Heute Ulrich Kutschera, Professor für Evolutionsbiologie an der Universität Kassel und Visiting-Professor an der kalifornischen Stanford-University. Herr Professor Kutschera, ein bisschen Biologie-Unterricht bitte. Eines der biologischen Grundprinzipien heißt Sexualdimorphismus. Also Dimorphos, das ist im Griechischen zweigestaltig und bedeutet wie sich also innerhalb einer Art Männchen und Weibchen, abgesehen von den Geschlechtsorganen, unterscheiden. Was bedeutet das jetzt bezogen auf unser Thema? Kutschera: Wir sind vor etwa zwei Millionen Jahren als Gattung Homo aus Urwaldformen hervorgegangen, die an heutige Schimpansen erinnern. Wir haben also eine etwa zwei Millionen Jahre lange Evolution, bevorzugt unter Savannenverhältnissen hinter uns. Wir konnten nur immer wieder in unseren Nachkommen überleben, weil es diese Geschlechterverschiedenheit, den Sexualdimorphismus gibt. Ich hab schon mehrfach gesagt: An Land in der Savanne kann man sich nur fortpflanzen, wenn man kopuliert. Wenn man also die Spermien, die der Mann produziert in das Weibchen injiziert. Das nennt man Kopulation in der Biologie. Das heißt, es muss eine innere Befruchtung da sein. Die Weibchen haben die Aufgabe, also die stellen große, nährstoffreiche Eizellen bereit und produzieren wenig Eizellen, sind auch nur ne kurze Zeit wirklich fruchtbar. Männer sind viel länger fruchtbar. Die Weibchen haben die Aufgabe letztendlich die befruchtete Eizelle zur Entwicklung zu bringen, letztendlich das Kind zu gebären, letztendlich das Kind zu säugen. Die Muttermilch baut das gesamte Immunsystem auf - ein ganz wichtiger Punkt! Und nur durch diese Arbeitsteilung: Auf der einen Seite die testosterongesteuerten Männer, die letztendlich für die groben Arbeiten zuständig waren, heute sind Männer noch das Urgeschlecht. Auf der anderen Seite die weibliche Linie. Die Frauen, die letztendlich dafür gesorgt haben, dass die befruchteten Eizellen, die nach dem Sexakt, das ist nämlich genau die Befruchtung, entstanden sind, letztlich überlebt haben. Und hätten sich unsere Eltern nicht fortgepflanzt, wären wir nicht hier. Und nur der Sexualdimorphismus hat dazu geführt, dass wir heute hier sitzen und darüber diskutieren können, was Genderisten glauben. Kahle: Weibchen wählen ja Sexualpartner mit besonders ausgeprägten Merkmalen aus. Also der schönste Pfau wird dann natürlich gewählt. Das solls bei Männern auch geben. In Ihrem Lehrbuch, Herr Professor Kutschera, schreiben Sie, erst in den letzten Jahren sei die Gute-Gene-Hyothese aufgehellt worden. Was bedeutet sie? Kutschera: Jetzt müssen wir zu Charles Darwin zurückgehen, der ist ja praktisch der Teufel im Weltbild der Genderisten sowie der Kreationisten. Also beide Glaubensrichtungen lehnen Evolution im Darwinschen Sinne ab. Charles Darwin hat das Prinzip der geschlechtlichen Zuchtwahl oder sexuellen Selektion, das heißt, die Damenwahl im Tierreich, letztlich übernommen von Erasmus Darwin. Das stammt eigentlich von seinem Großvater. Und Darwin hat sich natürlich gefragt: Warum wählen Weibchen aus, während die Männer um Weibchen sich eben bemühen? Das hat er so so umfassend belegt, auch aus anthropologischen Studien, das da schon vor 150 Jahren kein Zweifel mehr bestanden hat. Und Darwin hat da ne völlig fehlgeleitete, völlig ihm nicht adäquate Antwort geliefert. Die lautet nämlich er hat vermutet, dass es einen Schönheitssinn der Weibchen gibt. Es war Alfred Russel Wallace, der Mann im Schatten von Charles Darwin, der als erster erkannt hat, dass Weibchen letztendlich über die Signale der Männchen die genetische Qualität abschätzen. Das können Sie wunderbar bei Amseln beobachten. Die kennt jeder Mensch. Schauen Sie - Amseln, die einen dunkelroten Schnabel haben, sind die Super-Playboys. Die begatten die meisten Weibchen weil die Weibchen intuitiv wissen - in Anführungsstrichen intuitiv wissen - dass ein tiefroter Schnabel ein starkes Immunsystem signalisiert. Und in der Tat ist die Überlebensrate jener Kinder, die der dunkelschnäbige Amselmann gezeugt hat, wesentlich höher. Und diese Gute-Gene-Hyoptehse konnte über - sag ich jetzt mal - sehr sehr sehr aufwändige, Jahrzehnte lange Studien mit einer eindeutigen Signifikanz bei der Mehrzahl der Tiere positiv belegt werden. Sprich: Weibchen suchen sich Kopulationspartner aus, die letztendlich die Überlebenschance des Nachwuchses optimieren. Das gilt im Tierreich, das gilt absolut auch für Menschen. Da gibts so viele Studien, dass wir darüber eigentlich gar nicht mehr diskutieren brauchen. Kahle: Nun ist es in der Gender-Auffassung ja sogar so, dass man versucht, Geschlechtsunterschiede als vermeintlich zu bezeichnen, die aber ja doch, so weiß mans jedenfalls aus der Alterungsforschung, sehr eindeutig sind: Nämlich die Hormone. Wie ist das mit dem Testosteron? Kutschera: Also das Testosteron ist ein Steroidhormon und ich selbst erforsche an der Stanford University Steroidhormone bei Pflanzen, bin also da ein Insider. Allerdings auf der grünen... - also meine Publikationen sind grün. Es sieht so aus, dass also schon viele Wochen vor unserer Geburt der Testosteronpegel, den man relativ leicht messen kann, im Jungen mindestens doppelt so hoch ist, wie im Mädchen. Das Testosteron spielt also eine entscheidend wichtige Rolle für die Geschlechtsausbildung. Hoden reifen unter dem Einfluss von Testosteron heran. Bei jugendlichen und erwachsenen durchschnittlichen Männern - ich sprech immer vom Durchschnitt, nicht von den Extremen, also der durchschnittliche Mann ist ein Meter achtzig groß. Über der sprech ich jetzt. Nicht über den zwei Meter dreißig großen, oder Meter zwanzig großen. Beim Durchschnittsmann ist der Testosteronlevel zehn- bis zwanzigfach höher als bei der Durchschnittsfrau und das hat gravierendste Konsequenzen für unser gesamtes zwischenmenschliches Leben. Kahle: Ja da verweise ich auf den Biologen Björn Schuhmacher, der in seinem Buch "Die Geheimnisse des menschlichen Alterns" darauf hinweist, dass das Testosteron mit dafür verantwortlich ist, dass Männer fünf Jahre kürzer leben. Interessant übrigens in dem Buch auch eine Studie, dass Frauen an den fruchtbaren Tagen starke Männer bevorzugen. Also wenn sie nicht die Pille nehmen. Sonst aber eben weiche. Und mit Pille nehmen sie dann eben eher die weicheren Männer. Das heißt also, die Evolution funktioniert unbewusst noch immer. Kutschera: Ja selbstverständlich! Kreationisten und Gender-Ideologen versuchen das Mensch-Sein zu erklären oder zumindest Aspekte des Mensch-Seins zu erklären, indem sie zwei Millionen Jahre Hominiden-Evolution abschneiden. Ja wir sind quasi erschaffene Unisex-Wesen, beziehungsweise von Gott erschaffene Adam und Eva Abbildungen. Das geht nicht, ja? Unser gesamter Körper ist quasi das Produkt einer Jahrmillionen langen Hominiden-Evolution. Wir sind adaptiert an ein Überleben in der Savanne. Hätten Weibchen nicht über die sexuelle Selektion oder geschlechtliche Zuchtwahl immer wieder mutige - das ist ganz wichtig: Mutige, kräftige, intelligente Männer als Paarungspartner intuitiv ausgesucht, hätten wir uns doch gar nicht in diese Richtung weiter entwickelt. Die sexuelle Selektion ist grad bei Artbildungsprozessen bei vielen Tieren ganz entscheidend wichtig und es ist ein riesiges Glück, dass natürlich gebliebene, normal gebliebene Frauen noch immer das evolutionäre Erbe in sich tragen und sich in der Regel, sage ich jetzt mal, den Alpha-Männchen zuwenden. Wir wissen alle, dass natürlich es in der Natur des Menschen eine enorme Fortpflanzungshierarchie gibt. Das heißt, in natürlichen Menschenpopulationen haben sie zehn Männer. Der Rudelführer hat zwanzig Kinder, die zwei Stellvertreter haben drei Kinder und die anderen gehen leer aus. Wie im Wolfsrudel. Weil sich Frauen eben an diesen Signalen orientieren, das ist heute noch genauso ausgeprägt wie früher. Das kann man den Frauen und sollte man den Frauen auch nicht aberziehen, wobei selbstverständlich gesellschaftliche Faktoren prägend einwirken. Das würde ich als Wissenschaftler niemals leugnen! Kahle: Na ja, aber kommen wir mal zur Partnerwahl. Das ist ja außerhalb der Biologie ganz interessant. Die Psychologin Maja Storch schreibt in ihrem Buch "Die Sehnsucht der starken Frau nach dem starken Mann" - eines der besten Bücher, was ich je über Beziehungen gelesen habe - Zitat: "Kein Kitschroman hat genug Worte, um die Gefühle zu beschreiben, die die starke Frau, welche einem starken Mann begegnet ist, voll entsetzen und befremden in sich feststellt". Und über die beiden Männertypen "Wolf" und "Rosenschenker" schreibt Maja Storch: Wir haben aus dem wilden Wolf einen Schoßhund gemacht und der Schoßhund war uns lästig". Wie ist das denn bei der Partnerwahl selbst bei der beamteten Frau Professor? Kutschera: Da muss ich wieder halt aus meinem Fundus schöpfen. Es gibt also - ich weiß nicht wie viel - Studien, fünfzig Studien, hundert Studien, interkulturell, die zeigen, dass Männer, also unabhängig ob sie jetzt in Arabien leben oder in Israel, in Deutschland oder Russland, dass Männer über alle Kulturen hinweg deutlich jüngere, attraktive, fertile, nicht besonders wortgewandte Frauen bevorzugen. Männer sind quasi die Urviecher in uns. Die Affen in uns sind wir Männer. Männer wollen einfach ne nette Frau, die - mit der man nicht groß rumdiskutieren muss. Jung, attraktiv, gut kochen muss sie können, Kinder groß ziehen und das geht durch alle Kulturen. Da kann ich Ihnen die Literatur zeigen. Das ist erschlagend, ich bin selber schockiert, wenn ich das immer wieder les. Kahle: Ja man muss das ja anders leben dürfen, nicht wahr? Kutschera: Frauen suchen hingegen, das werden Sie auch als Provokation empfinden, das ist aber so, da kann ich Ihnen auch einen Stapel Literatur hinlegen, [Unverständlich], alles auf englisch: Frauen suchen ganz klar einen Versorger. Ich red' von der Durchschnittsfrau, die einen durchschnittlichen Testosteronspiegel hat. Es gibt Spitzensportlerinnen, die haben Testosteronpegel, natürliche Testosteronpegel, die sind so hoch wie jene, weicher Männer. Also ich sprech immer vom Mittelmaß einer Population, nie vom Extrem. Das sind harte Fakten. Literatur können Sie anfordern bei mir. Kahle: Ok, mach ich. Aber, nochmal wie ist das denn mit der Partnerwahl so an den Universitäten? Kutschera: Ja da haben wir natürlich eine ganz, ganz - sag ich mal - schwierige Situation inzwischen. In der Biologie aber auch in anderen Bereichen gibts immer wieder Doktoren der Naturwissenschaften, zum Teil haben sie sogar den Titel APL-Professor, also ein Ehrentitel ohne dass man irgendwelches Geld dafür bekommt. Diese Herren werden aufgrund harter Quotenregelungen immer wieder aus dem System rausgekickt, sind irgendwann mal arbeitslos. Sie haben zwar das Wissen, aber eben nicht die finanziellen Ressourcen. Und jetzt kommt das sogenannte Hypergamiegebot ins Spiel. Ich weiß nicht, ob Sie das schon mal gehört haben? Kahle: Nö. Kutschera: Psychologen wissen seit langem, dass Männer bereit sind, wenn sie finanzielle Ressourcen haben, sagen wir mal ein Chefarzt, sagen wir mal ein Professor, von mir aus ein Geschäftsführer. Der sagt sich "Ich hab doch selber mein Geld, ich nehm mir ne arme Frau, wenn sie jung ist, attraktiv ist und meine Kinder groß zieht". Männer haben da kein Problem damit. Jetzt haben wir aber das Hypergamie-Problem: Hochqualifizierte Frauen sind nicht bereit dazu, jetzt einen unterprivilegierten Mann zu heiraten. Sie sind oft sogar nicht mal dazu bereit, den Mann zu akzeptieren, als Vater ihrer potenziellen Kinder, der wegen der Quote rausgefallen ist. Und das heißt: Frauen suchen immer Männer, die gleich oder höher Qualifiziert sind. Nur das Problem ist, wenn jetzt eben die hochdotierten Stellen von Quotenfrauen belegt sind, dann fehlen diese noch höher qualifizierten Männer. Und deshalb haben wir dieses Hypergamie-Paradoxon, das heißt, die hochqualifizierten Möchtegern-Alphaweibchen sterben alle Kinderlos aus. Finden keinen Paarungspartner. Also ich rede jetzt bewusst vom Paarungspartner. Vom Lebenspartner will ich gar nicht sprechen. Mit dem würden sie sich eh nicht zufrieden geben. Das heißt also, die Kehrseite der Medaille ist, wir haben immer mehr Männer, die nicht gut genug sind für hochqualifizierte Frauen und das ist natürlich ein Grund, warum studierte Menschen so eine beschämend geringe Darwinsche Fitness haben. Und das Geburtenproblem, was wir... Kahle: Darwinsche Fitness ist das, ist die Rate wie sie sich fortpflanzen? Kutschera: ...seperat diskutieren müssten. Darwinsche Fitness ist die Zahl der Nachkommen. Die Darwinsche Fitness ist also bei hochqualifizierten Frauen erschreckend niedrig und eben bei Männern, die aus dem System rausfallen, auch. Akademisch gebildete Männer, die nicht Fuß fassen können und entsprechende Positionen halten, die sterben auch Kinderlos weg. Also das sind Problem über die sich die Politiker mal Gedanken machen müssten, aber das ist ja zu viel Biologie. Kahle: Herr Professor Kutschera, die Forderung der LSBTTIQ-Verbände gehen ja weiter. Nämlich: Nach Legalisierung von Leihmutterschaft, wogegen die Grünen doch eigentlich sind, inklusive dem Recht für Lesben auf Spermienspenden auf Krankenkassen-Kosten. Evolutionsbiologisch haben Sie dazu eine - wie ich weiß - sehr klare Haltung und ich möchte, dass Sie die hier auch äußern dürfen. Kutschera: Ja ich hab im humanistischen Pressedienst vor einigen Monaten einen Artikel publiziert, der heißt "Leihmutterschaft: Frauenfeindliche Menschenzucht". Inzwischen muss ich sagen, dass das was ich in dem Artikel geschrieben habe, der hat mir sehr viel Ärger eingebracht, das war eigentlich noch viel zu harmlos! Viel zu harmlos! Schauen Sie, ein paar Fakten aus der Biologie: Nach deutschem Gesetz gilt die Frau als Mutter und bekommt nen Mutterpass, die ein Kind geboren hat. Wenn wir also eine Leihmutter haben, also eine angemietete Legehenne, die der Art Homo Sapiens angehört, die ihren Körper vermietet, das würde ich als Prostitution bezeichnen, dann haben wir die Situation, dass die als Mutter gilt. Nach deutschem Gesetz. Die genetische Mutter, die eigentliche biologische Mutter ist die Eizellspenderin, die ist anonym. Der Spermienspender ist der biologische Vater. Da werden also Kinder generiert, die niemals erfahren werden, wer der biologische Vater oder die Mutter war. Hinzu kommt, dass der Fötus schon sehr früh die Stimme der Mutter hört. So dass Kinder absolut fixiert sind auf die Stimme der Mutter. Hinzu kommt, dass wir seit wenigen Jahren wissen, dass die Muttermilch nicht nur Nährstoffe liefert, sondern das gesamte Immunsystem stärkt und aufbaut. Da werden also Kinder künstlich erzeugt, die der Mutter entrissen werden, die nie wissen werden, woher sie abstammen, die keine Muttermilch abbekommen, die vor allem die Prägung an die Stimme der Mutter praktisch weggenommen bekommen. Das ist für mich eine eklatante Menschenrechtsverletzung, vergleichbar mit der Massenhaltung von Hühnern im Stall, aber gut das ist ja auch alles erlaubt in Deutschland. Kahle: Man kann dieser Auffassung sein. Man kann auf Zahlen schauen. Es werden jährlich weltweit etwa 130 Millionen Kinder geboren. Ne viertel Million oder 1,9% davon sind durch medizinisch assistierte Empfängnis entstanden. In Dänemark ist es ein bisschen mehr, da sind es 8%. Und ganz grob geschätzt wachsen in Deutschland etwa 20.000 Kinder bei zwei Müttern oder zwei Vätern auf. Ich empfehle dazu das Buch von Andreas Bernard, einem Kulturwissenschaftler mit dem Titel "Kinder machen - über die Kulturgeschichte der modernen Reproduktionsmedizin". Herr Professor Kutschera, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch. Kutschera: Vielen Dank! |